Geschichte
Zu Ehren unseres Vaters, Großvaters, Urgroßvaters, Ur-urgroßvaters Predigerlehrer von 4 Generationen in Mergeln Michael Grall
geb. am 18. August 1883 in Mergeln
gestorben am18. März 1973 in Berlin
B e r i c h t ü b e r M e r g e l n
gehalten von Predigerlehrer Michael Grall
gelegentlich der landwirtschaftlichen Bezirksversammlung
am 21. November 1937 in Mergeln
bearbeitet und hier veröffentlicht
am 18. 01. 2004 von seiner Enkeltochter
Brigitte Schneider geb. Grall
Die Gegenwart einer Gemeinde, eines Volkes, baut sich auf die Vergangenheit auf und nur wer die Vergangenheit kennt, der kann die Gegenwart recht verstehen. Und so will ich, bevor ich über die Gegenwart spreche, auch über die Vergangenheit einiges sagen.
Die Gemeinde Mergeln gehört zu den ersten Gründungen im Schenker Stuhl. Der ursprüngliche Name der Gemeinde lautete „Marienthal“. Warum die Gemeinde den Namen geändert, ja wie sie zu dem Namen Marienthal gekommen ist, ist aus den bekannten Urkunden nicht ersichtlich. Ich meinerseits leite den Namen Marienthal davon ab, daß die Gemeinde in einem sich lang dahinziehenden Tale gelegen ist und zu Ehren der Maria, welche als Mutter des Heilandes bei unseren Vorfahren, die katholisch waren, eine große Rolle spielte, Marienthal genannt wurde. Die Gemeinde ist eine der größten und tüchtigsten im Schenker Stuhle gewesen. Dieses lässt sich daraus schließen, daß Mergeln einst einen weit ausgedehnten Hattert besaß und daß hier einst tüchtige, einflussreiche Grafen gewohnt haben. Die Grenzen zwischen den Gemeinden waren in der Regel Naturgrenzen; also Bergrücken oder Flüsse. Dieses scheint auch bei Mergeln so gewesen zu sein. Im Norden ist einst die Grenze bis auf den Bergrücken von Hundertbücheln gegangen und im Osten bis auf den Bergrücken, wo man sich nach Großschenk hinunterlässt. Aus alten Urkunden habe ich entnommen, dass die Gemeinde Mergeln im Jahre 1560 den Hundertbüchlern ihren Fürstengrund, der am Fuße des Bergrückens von 100-Bücheln sich befand, für einen bestimmten „Meddem“ (Pachtschilling) in Pacht gegeben und daß sie später im Jahre 1567 den 100-Büchlern den ganzen Fürstengrund gegen einen niederen Preis überließ. Was die Grenze gegen Großschenk anbelangt so erzählen die Urkunden, daß im Jahre 1374 ein hartnäckiger Grenzstreit zwischen Mergeln und Schenk war, welcher zu Ungunsten der Mergler ausgefallen ist. Über diesen Hatterstreit hat sich bis heute noch folgende Sage erhalten:
„Nach langem Hin- und Herprotestieren wurde entschieden, es solle der Großschenker Richter (Hann) auf den strittigen Grund schwören, dann solle der Grund den Schenkern zufallen. Der Richter von Großschenk habe sich daraufhin Erde von Großschenker Hattert in seine Schuhe getan und habe geschworen, wirklich auf Großschenker Boden zu stehen. Dann sei er aufgefordert worden, entlang der Grenze zu reiten. Auf der „Flecht“ sei das Pferd gestürzt und habe den Richter erdrückt. Sofort sei dann die Grenze verändert und entlang dem Bergrücken gezogen worden.“
In Mergeln sagt man auch heute noch über den Brunnen, der sich auf der Großschenker Hutweide befindet, „bei den Marjler Prätztroijen“. Durch die Wegnahme dieses Grundes sowie durch den Verkauf des Fürstengrundes ist der Mergler Hattert verkleinert worden und die nachteiligen Folgen zeigen sich heute, da die Seelenzahl der Gemeinde sehr gestiegen ist.
Außer dem jedem Einzelnen zustehenden Privatgrund, besaß die Gemeinde noch gemeinsamen Grund, sogenannte Freitümer. Diese Freitümer waren aber von der Gemeinde oft sehr weit entfernt, schwer zugänglich und mit viel Gesträuch bewachsen. Die Gemeinde hatte an zwei derartigen Freitümern Anteil. Das eine war das Freitum Schmillenfeld und gehörte den Schenkern, Merglern und Schönbergern; das zweite besaß die Gemeinde Mergeln zusammen mit den Agnethlern. Dieses befand sich am heutigen „Kopen“. Diese Freitümer wurden nur als Weiden genutzt. Das Freitum Schmillenfeld wird zuerst im Jahre 1302 genannt, und zwar als Wergeln, Schenk und Schönberg gehörend. Später haben diese Gemeinden das Schmillenfeld den 100-Büchlern für 6 fl in Jahrespacht gegeben und noch später ist das Schmillenfeld in den Besitz der Gemeinde 100-Bücheln übergegangen, da diese Gemeinde einen kleinen Hattert besaß.
Das Freitum Agnetheln-Mergeln hingegen, ist im Jahre 1548 in den Besitz der Gemeinde Mergeln übergegangen. Es war den Agnethlern streng verboten, die Mergler in ihrem Besitz zu stören. Der Agnethler Georg Knell, welcher in unvorsichtiger Weise die alten Nachbarrechte wieder geltend machen wollte und sein Vieh auf diesen Grund ausgetrieben hatte, wurde ertappt und schwer bestraft. Außer diesen Freitümern besaßen die Bewohner auch anderen Grund gemeinsam, wohin sie das Vieh austrieben. Solchen gemeinsamen Boden hatten die Mergler auf dem Atzenrech und im heutigen Hebes. Auf dem Atzenrech (heutige Berggasse) konnten auch die Durchreisenden anhalten und ihre Tiere abfüttern. Für die Benutzung des Grundes hatte eine jede Gemeinde eine bestimmte Summe (Quote) Steuer zu zahlen. Gemeinden, denen diese Summen zu hoch schienen, konnten klagen und Abhilfe verlangen. Das hat auch Mergeln getan. Auf der Gauversammlung der 7 Stühle im Jahre 1355 wurde der Entscheid erbracht, daß die Gemeinde Mergeln ½ domus numerabis zahlen solle, wofür ihr Grund im Wiesenthal zugesichert wird. Wie groß dieser Grund war und wo er sich befand, konnte ich leider nicht ergründen. Das Ansuchen um Steuernachlaß sowie die Zusprechung des Wiesentales ist wiederum ein Beweis dafür, daß der Mergler Hattert verkleinert worden war. Die Bewirtschaftung des Bodens war die denkbar einfachste und die Ausnutzung eine überaus schwache.
Eine große Fläche vom Gemeindehattert nahmen auch in dieser Gemeinde die Weingärten ein; sind doch alle südlich von der Gemeinde liegenden Abhänge einst mit Weinreben bepflanzt gewesen. Der noch heute vorkommende und benutzte Name „än den wiesten Wängerten“ und die heute noch stehenden alten Nussbäume sind ein sicherer Beweis dafür, daß dort einmal Weinberge gewesen sind.
Was nun die Anlage der Gemeinde betrifft, so sind als erste die Häuser und Gassen um die Kirche entstanden. Die Kirche selbst ist auf einem erhöhten Platz gebaut und nach Aussage von Prof. Phleps soll ihr Bau in das 12. Jahrhundert fallen.
Sie besteht aus 2 Türmen, die gleich groß sind, dem Mittelschiff, 2 Seitenschiffen und der Empore (Glater). Im Inneren der Kirche ist ein Brunnen, der auch heute noch ein wohlschmeckendes Trinkwasser liefert. Um die Kirche ist eine Ringmauer und im Süden befindet sich auch heute noch eine Verteidigungsbastei und ein Verteidigungsturm.
In der Gemeinde Mergeln hat einst ein mächtiges Grafengeschlecht gelebt. Diese Grafen besaßen in den Fürden und auf der Herrenerde viel Grund und hatten zwei Herrenhöfe, die sich westlich von der Kirche befanden. Von den Grafen werden in den Urkunden zwei erwähnt:
Graf Johann und Graf Michael.
Im Jahre 1400 steht Graf Johann aus Marienthal als der vom ungarischen König ernannte Königsrichter an der Spitze des Schenker Stuhles und im Jahre 1481 bekleidet die Würde eines Königsrichters Graf Michael von Marienthal. Im 17. Jahrhundert hatte die Gemeinde mit dem Grafengeschlecht einen langwierigen Prozess. Als nämlich die männlichen Erbgrafen ausgestorben waren, ging das ganze Grafenvermögen auf eine Tochter über. Diese Tochter aber heiratete einen adeligen Ungarn namens Franz Domokos. Dieser kam nach Mergeln und gedachte, Edelmann auf Sachsenboden (Königsboden) zu sein. Von dem Fürsten aus Siebenbürgen erwirkte er sich die Befreiung von der Bezahlung des Fiskalzehnten; ebenso weigerte er sich, dem Pfarrer den Zehnten zu geben. Im Jahre 1651 klagten die Mergler, daß der Grafenhof immer Zins gezahlt habe, der Domos Franz aber weder Zins noch den Zehnten geben wolle, obwohl er in Wiesen- und Ackerland, Wald und Weinbergen zweimal sowie besitze als der reichste Bauer der Gemeinde und außerdem bereitete er mit gestohlenem Vieh und anderen Übertretungen in Wald und Feld der Gemeinde viele Unannehmlichkeiten. Als im Jahre 1652 Domokos seine Jobajen in den verbotenen Wald schickte und Bauholz hauen ließ, ergriffen die Mergler die Knechte und spannten ihnen zwei Ochsen aus dem Joch aus. Darüber ergrimmte der Edelmann und ließ eine Untersuchung vornehmen. Als die vorgeladenen Zeugen den Eid verweigerten, drohte er mit schwerer Landeskur. Die Sächsiche Universität, welcher der Schenker Königsrichter die Sache mitgeteilt hatte, gab den Merglern den Rat, sich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu wehren. Zugleich verpflichtete sich die Universität, solche Übergriffe gegen sächsische Rechte und Freiheit nicht zu dulden und weder Geld noch Mittel zu scheuen, um die alten Rechte den Nachkommen zu erhalten.
Der Kriegszustand zwischen der Gemeinde und dem Grafenhofe hat bis zum Jahre 1777 fortgedauert, als die Gemeinde vom damaligen Besitzer Hof und Grund um 4857 Gulden kaufte. Doch der Friede war auch damit nicht gesichert. Noch im Jahre 1818 erhob ein Nachkomme von Franz Domokos neuerdings Anspruch auf Hof und Grund und wollte alles nach damaligem Adelsrecht der Gemeinde nehmen. Der Prozeß, der sich nun entspann und den die Mergler mehrere male verloren, hat bis zum Jahre 1848 gedauert. In diesem Jahre gewann die Gemeinde den Prozeß und damit fiel schließlich der Sieg der Gemeinde zu. Es wird nun erzählt, daß die Gemeinde auch einen Mann aus ihrer Mitte zum Kaiser nach Wien geschickt hat, um die gerechte Sache der Mergler zu vertreten. Der Kaiser habe ihn angehört und den Merglern das ganze Grafenvermögen zugesprochen. Aus Dankbarkeit hätte die Gemeinde diesem Manne einen Stall gebaut.
Die Gemeinde hat aber nicht allein durch Hattertprozesse und Übergriffe der Grafen-geschlechter viel zu leiden gehabt, sondern auch durch feindliche Einfälle der Türken und Tataren, welche oft die Bewohner der Gemeinde überfallen, viele getötet und den Bewohnern Hab und Gut weggenommen haben. Im Jahre 1600 zogen die Heere des rumänischen Fürsten Michael des Tapfern durch die Gemeinde. Dabei verwüsteten sie die Kirche so sehr, daß das Mittelschiff, welches im Rundbogen gewölbt war, nicht wieder in ursprünglicher Form hergestellt werden konnte, sondern nur eine flache Holzdecke erhielt. Denkt man dann noch an Pest und Cholera, welche oft die Hälfte der Gemeinde dahinrafften, und an die sonstigen vielen Wiederwärtigkeiten, denen unsere Vorfahren ausgesetzt waren, so haben wir wohl alle die Überzeugung, daß das Leben derselben kein leichtes gewesen ist und daß es Mühe, Ausdauer und Unverzagtheit gekostet hat, alle Ungerechtigkeiten, Wirrnisse und Schrecken zu ertragen. Doch Mut, Standhaftigkeit, Ehrlichkeit und vor allen Dingen großes starkes Gottvertrauen waren ihre größten Tugenden und diese haben sie auch das Schwerste und Härteste tragen und überwinden helfen.
Nun nach gemachten Ausführungen über die Vergangenheit will ich zur Gegenwart (siehe Überschrift) übergehen. Ich beginne da wieder zunächst mit dem Boden.
Der Mergler Hattert hat heute ein Flächenmaß von 6146 Joch. Von diesen sind 1637 Joch Acker, 800 Joch Wiese, 1318 Joch Weide, 90 Joch Weingärten, 81 Joch Obstgärten und 1227 Joch Wald. Der Rest ist unproduktiv. Außerdem haben noch einige Bewohner der Gemeinde große Flächen Grund auf Schönberger und Großschenker Hattert. Der Hattert ist seit dem Jahre 1894 kommassiert und die Bewirtschaftung des Grundes erfolgt durch die Vier- und Fünffelderwirtschaft. Der Boden ist größtenteils Lehm und Ton und in trockenen Jahren ertragreicher als in nassen. Die Haupterzeugnisse sind in erster Reihe Weizen, Mais und Hafer und in zweiter Reihe Gerste, Kartoffeln und Rüben. Auch der Kleeanbau spielt heute eine wichtige Rolle und nur selten findet man einen Wirten, der nicht wenigstens eine Tafel mit Klee gebaut hätte. Der Stoppelsturz wird heute bei vielen durchgeführt und die tiefere Herbstackerung findet von Jahr zu Jahr eine größere Ausdehnung. Beide sind für die Gemeinde unbedingte Notwendigkeiten, da der Lehmboden sich eben schwer bearbeiten läßt und im Frühjahr naß gepflügt nur kärgliche Erträge gibt. Die Wiesen liegen größtenteils im Tal und liefern mit wenigen Ausnahmen weiches Heu, also Pferdeheu. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß in der Gemeinde so viele Pferde sind, obwohl die Pferdehaltung oft unrentabel ist.
Auf die Pflege der Wiesen wird in letzter Zeit ein größeres Augenmerk gerichtet, so daß die Erträge derselben sich von Jahr zu Jahr steigern. Daß das Gras in der Blüte gemäht wird, kann nur begrüßt werden, da dadurch die Güte des Heues zunimmt. Die Gemeinde besitzt zwei Weiden, eine Genossenschaftsweide im Ausmaß von 605 Joch und eine Gemeindeweide im Ausmaß von 713 Joch. Ein großer Nachteil bei den Weiden ist der Umstand, daß sie zu weit entfernt von der Gemeinde gelegen sind und der Viehtrieb bei regnerischem Wetter sehr schwer ist. Auch die Pflege der Weiden läßt noch manches zu wünschen übrig.
Ein großes Flächenausmaß nimmt auch der Obstbau ein, doch wird auch ihm nicht die genügende Pflege zuteil und doch ist heute der Obstbau einer der erträglichsten Zweige der Landwirtschaft.
Das Ausmaß der Weingärten ist noch klein, doch scheint es von Jahr zu Jahr zu wachsen. Es wäre zu wünschen, dem Anbau des Weinstockes größeres Interesse zu widmen, denn die Traube ist die Perle der Früchte und wird von Jung und Alt gerne genossen. Boden und Lage sind sehr gut und bei später Lese und dem Anbau frühreifender Sorten würde die Güte der Trauben und des Weines nicht viel den Weinländer Weinen zurückstehen.
Was nun die Verteilung des Besitzes betrifft, so sind 4246 Joch Privatbesitz und der Rest gehört der politischen Gemeinde und den Kirchen. Von diesem Besitz gehören 3279 Joch den Sachsen, 944 Joch den Rumänen und 23 Joch den Zigeunern. Was nun die Aufteilung auf die sächsischen Wirtschaften betrifft, so besitzen 68 Faimilien bis 5 Joch, 72 Familien bis 10 Joch, 53 Familien bis 20 Joch und 30 Familien über 20 Joch.
Die Gemeinde Mergeln zählt 1317 Einwohner. Von diesen sind 864 Sachsen, 294 Rumänen, 139 Zigeuner und 17 Ungarn. Höfe gibt es in der Gemeinde 330, davon 210 sächsische, 95 rumänische und 25 zigeunerische. Häuser und Wirtschaftsgebäude sind größtenteils aus feuerfestem Material gebaut und die Scheunen alle mit Ziegeln gedeckt Werden die Häuser besonders rein gehalten, so läßt die Hofpflege noch manches zu wünschen übrig. Dünger- und Jauchegruben findet man noch wenige, ebenso findet man auch wenige ganz gepflasterte Höfe, was aber dem Zustand zuzuschreiben ist, daß Steine sehr schwer zu beschaffen sind.
Der Viehbestand der Gemeinde kann als ein guter bezeichnet werden. Er zählt etwa 96 Joch-ochsen (Simmenthaler und Pinzgauer), 286 Kühe, 150 Kälber, 360 Büffel, 270 Pferde und 1350 Schweine sowie 750 Schafe. Die Tiere werden gut gehalten und gepflegt. Die Ställe sind bis auf die Schweineställe entsprechend. Diese freilich lassen manches zu wünschen übrig. Hoffen wir, daß es auch in dieser Beziehung besser wird. Die Impfung der Schweine, besonders gegen Rotlauf, nimmt von Jahr zu Jahr zu; hier und da wird auch gegen Schweinepest geimpft.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist die Landwirtschaft. Doch zählt die Gemeinde auch viele Handwerker, besonders viele Maurer und Zimmerleute, was bei Neubauten von großem Vorteil ist. Die gegenseitige Hilfe kann als eine sehr gute bezeichnet werden, da Freundschaften und Nachbarschaften bei Ausführung von Neubauten und sonstigen größeren Arbeiten sich gegenseitig helfen. Den Haupterwerbszweig bildet die Viehzucht, besonders der Verkauf von gemästeten Schweinen und Zuchtbüffelstieren und dann in letzter Zeit auch der Verkauf von Obst.
Mit landwirtschaftlichen Maschinen ist die Gemeinde zur Genüge versehen. Fast jeder sächsische Wirt hat heute seinen Sack’schen Pflug, eine eiserne Egge und einen eigenen Hackpflug. Motordreschmaschinen gibt es 6 in der Gemeinde. Dann 4 Sädrillmaschinen,
1 Beizapparat, mehrere Trieure, über 20 Heurechen, 2 Wiesenmooseggen, 3 Wiesenhobel, Kornschneidemaschinen und noch andere.
An Vereinen zählt die Gemeinde den landwirtschaftlichen Verein, den Konsumverein, die Mühlen- und Dreschmaschinengesellschaft und den Spar- und Vorschossverein. Dann hat die Lica eine Milchverwertungsstelle. Der Landwirtschaftsverein zählt 78 Mitglieder; viel zu wenig für diese große Gemeinde, müßte doch jeder sächsische Landwirt Mitglied dieses Vereines sein, da dieser Verein es ist, der das sächsische Volk so vorwärts gebracht und eine Kulturstufe erhoben hat, die heute unter allen Mitnationen an erster Stelle steht. Der Konsumverein, der auf einen 28-jährigen Bestand zurückblickt, hat die Aufgabe, seinen Mitgliedern zu angemessenen Preisen Waren zu verkaufen und dann soll er der Preisregulator sein. In letzter Zeit hat er sich auch andere Ziele gesteckt. Die Schweinezucht durch Verlosung von guten Zuchtferkeln an die Mitglieder zu fördern und dann hat er für die Mitglieder eine Sterbekasse, wobei jedes Mitglied, das den Mitgliedsbeitrag von Lei 1000, eingezahlt hat, Anspruch auf Unterstützung hat. So bekommt man sowohl nach dem Tode des Mannes als auch der Frau je 1000 Lei und die Erben auch den Mitgliedsbeitrag von 1000 Lei, also nach jedem Mitglied Lei 3000.
Der kräftigste Verein in der Gemeinde ist heute die Mühlengesellschaft. Besitzt sie doch einen großen Mühlenhof, ein Gebäude mit kompletter Mühleneinrichtung, einen großen Schopfen, 2 Motor-Dreschmaschinen, 1 großen Brennkessel und viele landwirtschaftliche Maschinen. Sie ist es, die ihre Mitglieder auch in materieller Beziehung unterstützt. Hat sie schon seit 2 Jahren von dem Erlös nach der eingegangenen Maut an Kirchentaxen 2 % für ihre Mitglieder bezahlt und in diesem Jahr noch für jedes Mitglied 250 Lei für den aufzuführenden Bau eines Kirchensaales bzw. einer Pfarr- oder Lehrerwohnung.
Der Spar- und Vorschussverein, der sich in der Überwindung der durch den Krieg verursachten Nachwehen und die Umschuldung entstandenen Geldkrise befindet, kann heute nicht viel helfen, doch gerade zu Ehren dieses Vereines sei es heute gesagt, daß er so manchem Landwirt bei der Neuerrichtung von Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden, bei dem Ankauf von Grund und Hofstellen geholfen und sowohl in völkischer als auch
landwirtschaftlicher Beziehung sehr viel für alle sächsischen Bewohner getan hat.
Wenn ich zum Schluss noch einige Worte über die landwirtschaftlichen Fortbildungskurse und Kochkurse sage, so war die Gemeinde Mergeln in der glücklichen Lage, mehrere solcher Kurse gehabt zu haben. Diese Kurse sind zum Segen für die Bewohner gewesen und wir können der Oberverwaltung nur unseren wärmsten Dank aussprechen.